Schwangerschaft und die Geburt eines Kindes sind ganz besondere und aufregende Lebensphasen. Nicht nur, weil sich plötzlich das ganzes Leben verändert und durcheinander gewirbelt wird. Auch der Körper macht enorme Veränderungen durch. Und das in verhältnismäßig kurzer Zeit. In der Schwangerschaft passt er sich täglich an die Entwicklung des Kindes an und macht dadurch das Heranreifen eines Kindes überhaupt erst möglich. Die Geburt ist wieder eine drastische Veränderung. Nicht nur für das Kind. Der Körper der Mutter ist dann innerhalb von Stunden wieder in einem völlig anderen Zustand.
Nach dieser Achterbahnfahrt von Schwangerschaft und Geburt dauert es eine Zeit lang, bis der Körper sich wieder regeneriert hat. Bis die Frau sich wieder so richtig wohl und vertraut in ihrem Körper fühlt dauert es unter Umständen noch etwas länger…
Nach meinen Schwangerschaften und den Geburten meiner Kinder war es jedenfalls so.
Wenn du gerade in dieser Situation bist, kennst du das vielleicht auch: du fühlst dich schlapp und müde und hast irgendwie das Gefühl, das ist nicht mehr dein vertrauter Körper, in dem du da steckst. Das wieder veränderte Gewicht fühlt sich anders an, alles ist weich und instabil und einfach… anders.
In der Zeit während der Schwangerschaften habe ich mich viel auf mein Kind, seine Entwicklung und sein Wohlergehen konzentriert. Doch nach der Geburt und der ersten spannenden Anfangszeit war ich dann plötzlich auf einen merkwürdig veränderten Körper zurückgeworfen. Gefühlt war bisher alles an ihm auf die Grundversorgung meines Kindes eingestellt – aber das sollte sich irgendwann bitte auch wieder mal ändern. Auch wenn ich das Stillen meiner Kinder geliebt habe und nicht missen wollte, ich für das Wunder, das mein Körper möglich gemacht hatte, unendlich dankbar war (und bin) – ich wollte meinen Körper zurück!
Die gute Nachricht: du wirst dich wieder wohl, zufrieden und vertraut in deinem Körper fühlen können! Vielleicht dauert es ein bisschen länger, als du gedacht hast und du verlierst vielleicht auch manchmal die Geduld auf diesem Weg. Aber versuche immer wieder auch daran zu denken, was dein Körper Unglaubliches bewerkstelligt hat. Ein unfassbares Wunder!
Mit diesen 4 Yogaübungen kannst du deinen Körper in der Rückbildung unterstützen und dir in dieser Zeit etwas Gutes tun:
1. Beckenboden finden und aktivieren
Komm in den Fersensitz und richte dich auf: Lass die unteren beiden hervorstehenden Knochen deines Beckens, die Sitzknochen, Richtung Boden sinken · Ziehe den höchsten Punkt deines Kopfes sanft nach oben · Richte deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem, ohne ihn zu verändern · Wenn du möchtest, kannst du eine Hand auf den Bauch legen
Aktion immer mit der Ausatmung:
1. Ziehe bei jeder Ausatmung die beiden Sitzknochen aktiv nach innen, zueinander · Du wirst dadurch keine große Bewegung erreichen, aber die Muskulatur zwischen den Sitzknochen wird aktiv, das ist die tiefe Beckenbodenmuskulatur · Bei der Einatmung kannst du die Anspannung wieder lösen · Wiederhole das einige Male
2. Ziehe weiter bei jeder Ausatmung die Sitzknochen zueinander und jetzt auch zusätzlich den unteren Bauch und den Bauchnabel nach Innen, Richtung Wirbelsäule · Bei der Einatmung löse die Anspannung in Bauch und Beckenboden · Wiederhole auch das einige Male
2. Bauchmuskeln aktivieren und Rücken lockern
Komm in den Fersensitz · Drehe deine gefalteten Hände nach Außen, sodass die Innenflächen nach Oben zeigen · Einatmen: schiebe die Handinnenflächen sanft nach Oben · Ausatmen: ziehe den Bauchnabel kräftig nach Innen, Richtung Wirbelsäule · Runde dabei den Rücken nach Hinten und schiebe gleichzeitig die Arme und Hände nach Vorne · Wiederhole diesen Flow mit Ein- und Ausatmung einige Male
3. Rücken aktivieren und lockern, Organe massieren im Twist
Aus dem Vierfüßlerstand: stelle den rechten Fuß vorne, neben der linken Hand, am Boden auf · Löse dafür die rechte Hand vom Boden · Die Beine sind jetzt beide im rechten Winkel · Ziehe den rechten Arm lang nach oben zur Decke und drehe dich nach rechts auf · Dein Blick kann entweder zur oberen Hand ausgerichtet sein oder mittig vor dir in den Raum schweifen · Hebe dich aktiv nach oben, weg vom unteren Arm · Halte deinen Beckenboden und deine Bauchmuskeln die ganze Zeit leicht aktiv (so wie du es am Anfang im Fersensitz geübt hast)
Wenn du hier weiter gehen willst, kannst du das untere Knie vom Boden lösen und das Bein lang nach hinten rausstrecken
4. Gleichgewicht und eine stabile Mitte
Aus dem Stehen: beuge beide Knie etwas · Schlage das rechte Bein über das linke und beuge das linke Bein dann so tief, bis du mit den Zehenspitzen des rechten Fußes am Boden ankommst · Strecke deine Arme lang nach vorne aus und kreuze den linken über dem rechten Arm, oberhalb der Ellenbogen · Winkel beide Arme jetzt an und verschränke auch die Unterarme nochmal miteinander · Die Arme sind im rechten Winkel angewinkelt, die Ellenbogen auf Schulterhöhe · Zieh die Sitzknochen zueinander und den Bauchnabel Richtung Wirbelsäule, während das Becken nach hinten unten zieht · Vielleicht willst du auch die Zehen des rechten Fußes noch vom Boden lösen und den Fuß ums linke Fußgelenk wickeln
Die simplere Variation davon ist der Stuhl · Klemm dir dafür einen Yogablock (oder ein dickes Buch) zwischen die Oberschenkel · Hebe die Arme lang nach oben · Jetzt beuge deine Beine und schiebe das Becken weit nach hinten unten · Presse mit den Oberschenkeln leicht den Block zusammen · Sitzknochen und Bauchnabel ziehen auch hier nach innen